Ein Dachfonds für junge Gründer – Was wir tun müssen, um vielversprechende Start Ups im Land zu halten

Ein Dachfonds für junge Gründer
Was wir tun müssen, um vielversprechende Start Ups im Land zu halten

Neulich habe ich einen nachdenklich machenden Satz gelesen „In Berlin wäre Elon Musk längst pleite“. Was ist damit gemeint? Start Ups wie damals Tesla-Gründer Elon Musk brauchen Kapital. Man spricht von mehreren Finanzierungsrunden, je nachdem welchen Grad der Marktreife die neue Idee eines Start Ups hat – und damit, wie hoch der jeweilige Kapitalbedarf ist. Start Ups sind keine hippen Unternehmungen irgendwelcher Nerds. Sie sind inzwischen von zentraler Bedeutung dafür, ob wir in Zukunft in diesem Land noch Wohlstand und Arbeitsplätze haben werden. Wir als NRW-Koalition haben dieses Thema u.a. mit dem sehr erfolgreichen Gründerstipendium immer besonders im Fokus gehabt.

Die einzelnen Branchen, Märkte und Gewohnheiten der Kunden verändern sich in so rasend schneller Geschwindigkeit, dass es eminent wichtig ist, in Europa Ideen, Innovationen und Start-Ups auf die Straße bringen. Tesla oder auch Amazon haben in ihren ersten Jahren hohe Summen an Kapital verbrannt, bis sie Einhörner und später Marktführer wurden. Natürlich: Viele Start-Up-Unternehmer scheitern auch mit ihren Ideen, das Geld der Anleger ist im schlimmsten Falle verloren. Doch ohne ein Modell disruptiver Ideen und neuer Unternehmen wird es künftig in Europa keinen Wohlstand mehr geben.

Was finden Gründer in Asien oder im Silicon Valley?

Nun haben wir in Europa eine andere Investoren-Kultur, weshalb hier in Deutschland in den späteren Finanzierungsrunden, wenn es um zwei- oder dreistellige Millionenbeträge geht, eine gewaltige Lücke klafft. Das ist besonders ärgerlich, weil die ersten Runden zum Beispiel mit dem Hightech-Gründerfonds der Förderbank KfW erfolgsversprechende Start Ups gut finanziert werden, sie dann aber in der wichtigsten Wachstumsphase zu oft in die USA oder nach Asien abwandern müssen, da sie hier kein frisches Geld erhalten. 

Dagegen müssen wird angehen, und es bringt mich zu einer Idee, die zwei Probleme auf einmal lösen könnte. Der Nullzins ist für Anleger ein großes Problem und Ärgernis. Die Versicherer wissen nicht mehr, wie sie unter den weltweit schlechten Zinsbedingungen ihre Anlagen verteilen und Renditen aus bestehenden Verträgen für ihre Kundschaft erwirtschaften sollen. In meinen Augen ist es eine fortgesetzt gigantische Fehlallokation globalen Kapitals. Ergebnis sind stark steigende Aktienkurse und Blasen auf vielen Immobilienmärkten. Geld sucht sich einseitig seine Anlagen.

Neuer Dachfonds für Start Ups

Was hat das mit den Start Ups zu tun? Wir müssen das anlagesuchende Kapital und die kapitalhungrigen jungen Unternehmen zusammenbringen. Hierzu brauchen wir den Staat und die europäische Finanzaufsicht. Die Idee aus unserer Enquetekommission „Zukunft der Arbeit“ ist ein Dachfonds für die späteren Phasen von Start-Ups, der mit staatlichen Garantien Venture Capital von Pensionsfonds und Versicherungen einsammelt, dieses Kapital in Start-Ups investiert und höhere Anlagezinsen realisieren kann. In diesen Phasen sind die Wachstumsprognosen und Marktchancen schon sehr positiv und damit das Risiko der Anlage als gering einzuschätzen. 

Hinzukommen müssen steuerliche Erleichterungen, Abbau von gesetzgeberischer Bürokratie und neue Möglichkeiten der Finanzaufsicht für Versicherungen, um Wagniskapital in Deutschland interessant zu machen. “

Hierzu wurde letztes Jahr von der Bundesregierung mit großem Einsatz von Thomas Jarzombek, dem Beauftragten für Digitale Wirtschaft und Start-ups, ein wichtiges Fundament gelegt. Der Zukunftsfonds für die mittleren Finanzierungsphasen enthält 10 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt. Darauf aufbauend brauchen wir einen staatlich abgesicherten europäischen Dachfonds für junge Gründer, in den Privatpersonen, Versicherer und Pensionsfonds investieren können. Der kann schnell bis an die 200 Milliarden Euro anwachsen.

Hoher Kapitalbedarf für Investitionen in die Zukunft

Viele sind durch den neuen Markt Anfang der 2000er leider traumatisiert, damals wurden die Versicherungen in ihrer Anlagepolitik stark reguliert. Dies können wir ändern durch eine solche Fondslösung, hier gilt: Die Gewinne aus Exits von Start-Ups müssen die Verluste in Investitionen in diese Branchen natürlich übertreffen. Wir müssen sehen, dass bei Zukunftsinvestitionen wie Health, Halbleiter, KI, Raumfahrt, Quantencomputer, Autonomes Fahren oder Wasserstoff für Unternehmensgründer riesiger Kapitalbedarf besteht. 

Wir verbinden den Anlagebedarf der Menschen und der institutionellen Anleger mit dem Finanzbedarf der Start-Up-Szene. Gleichzeitig leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Vermögensbildung und Altersvorsorge der Menschen. Man muss die Dramatik des Nullzinses betonen: Gerade die mittleren Einkommensschichten und künftige Rentner werden massiv enteignet. Der Nullzins ist die Ursache für eine Verteilung der Vermögen zu den höheren Einkommens- und Vermögensschichten, die Aktien und Immobilien kaufen können. Die Geldmengenvermehrung, die Aufkaufprogramme und der Nullzins der Notenbanken sollten ursprünglich einmal bonitätsschwache Staaten vor dem Konkurs retten. 

Heute, nach zehn Jahren dieser Geld- und Zinspolitik sind alle Anleihen in den staatlichen Haushalten umgeschuldet, die Staaten können sich weiter munter verschulden, nun will aber politisch niemand mehr herunter von diesem niedrigen Zins. Denn er garantiert Verteilungsspielräume für Politik und öffentliche Haushalte. Die schwarze Null wird zum Auslaufmodell, wenn weltweit alle Notenbanken Geld drucken, weil es nicht rational ist als einziges Land sich gegen eine weltweit expansive Geldmengenpolitik zu stellen.

Vermögensbildung für Alle!

Eigene Vermögensbildung als Säule der Altersvorsorge ist angesichts unserer Demografie in Europa alternativlos. Ebenso wichtig sind massive Investitionen in junge Unternehmen, die innovative Ideen auf den Markt bringen wollen. Lassen wir uns beides zusammenbringen, die Menschen und ihre Versicherer werden Anleger in einem staatlich abgesicherten Dachfonds, der in Start-Ups in ihrer späten Phase investiert. 

So bleiben die Gründer im Land, deren Patente und damit die Innovation in Europa und helfen, das Wachstum und den Wohlstand von morgen zu bauen. Gleichzeitig können wir den Anlegern vernünftige Verzinsungen für ihr Gespartes organisieren. Klar ist, ein wachsender Kapitalstock ist gerade für die mittleren Schichten, die den Karren ziehen, die gerechteste und beste (Sozial)-Politik für unser Land.

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